Die Atmung normobaren Sauerstoffs, oder die topische Applikation von Sauerstoff auf einzelne Körperabschnitte, erfüllen diese Definition nicht und sollten nicht mit der HBO verwechselt werden.
Hierfür ist eine Druckkammer erforderlich, in welcher der Sauerstoff unter den Überdruckbedingungen geatmet werden kann. Dazu haben sich in Deutschland begehbare Mehrpersonenkammern durchgesetzt, wobei die Kammeratmosphäre aus Luft besteht.
Im Ausland (vor allem in USA und Japan) werden zur HBO häufig auch Einpersonenkammern verwendet, in welchen eine Atmosphäre aus 100% Sauerstoff herrscht.
Bei Atmung von Luft unter normalem Umgebungsdruck (1 bar) werden rund 97 Prozent des Sauerstoffs im Blut an Hämoglobin gebunden transportiert. Nur 0,3 ml Sauerstoff sind pro Deziliter Blut physikalisch im Plasma gelöst. Da der chemisch an Hämoglobin gebundene Anteil nicht weiter gesteigert werden kann, wird durch die Atmung von 100% Sauerstoff bei 1 bar der physikalisch gelöste Anteil des Sauerstoffs auf 2,1 ml/dl erhöht. Bei 3 bar werden 6,8 ml Sauerstoff pro dl Blut zusätzlich transportiert.
Durch die gesteigerte Sauerstofftransportkapazität, sowie die größere Konzentrationsdifferenz zwischen dem Blut und den Geweben wird die Diffusionsrate gesteigert und die Diffusionsstrecke innerhalb der Gewebe verlängert. Die Sauerstoff-Diffusionsstrecke im Gewebe (Krogh-Zylinder-Modell) erhöht sich hierdurch bis auf den 4-fachen Radius und erreicht ein Vielfaches des normalen Gewebevolumens. In der Folge können auch Bereiche mit sonst gestörter Sauerstoffversorgung, aufgrund von Mangeldurchblutung oder Steigerung des Diffusionswiderstandes (z.B. Ödembedingt), eine normale Sauerstoffversorgung der Zellen aufrechterhalten. Allerdings muß an dieser Stelle auf die Notwendigkeit einer vorhandenen, wenn auch eingeschränkten, Mikrozirkulation hingewiesen werden.
Dem wird im allgemeinen durch intermittierende Applikation des Sauerstoffs ("Luftpausen") und das Einhalten von bestimmten Druck- und Zeitprofilen für die Behandlung ("Tabellen") vorgebeugt. Dadurch läßt sich beispielsweise die Inzidenz für eine cerebrale Sauerstoff-Intoxikation (Krampfanfall) in einem Problemwundenschema (siehe Abbildung) auf unter 1:10.000 senken. Darüber hinaus besteht bei mangelnder Sorgfalt und technischen Störungen eine erhöhte Brandgefahr in der Kammer.
Hierdurch ist, im Gegensatz zu anderen Ländern, keine dauernde Anwesenheit von Personal in der Kammer während der Behandlung erforderlich. Die Belastung, und das Gefährdungspotential durch die wiederholten Expositionen, für das Druckkammerpersonal wird dadurch erheblich gesenkt. Allerdings sollte dann jeder Patient während der Behandlung mittels EKG, nicht-invasivem Blutdruck und transcutaner oder exspiratorischer Messung des Sauerstoffpartialdrucks zusätzlich überwacht werden. Eine ständige verbale Kommunikationsmöglichkeit mit den Kammerinsassen ist selbstverständlich. Im Notfall können über Schleusen jederzeit Personen oder Gegenstände in die Kammer hinein- oder herausgebracht werden.