Solange des Dekompressionsvorschriften gibt, gibt es auch das Bestreben der Taucher, die Tauchgänge möglichst lang und die erforderlichen Dekompressionszeiten möglichst kurz zu gestalten, um die Arbeitszeit möglichst effektiv nutzen zu können bzw. den mitgebrachten Luftvorrat möglichst gut für einen interessanten und erlebnisreichen Tauchgang nutzen zu können.
Für das Berufstauchen stellen die modernen Dekompressionstabellen zur Zeit eine befriedigende Lösung dar, da in der Berufstaucherei tatsächlich häufig rechteckförmige Tauchgänge mit dem Aufenthalt in einer konstanten Tiefe über eine gewisse Zeit durchgeführt werden, wie sie auch den theoretischen Überlegungen der Dekompressionstabellen zugrunde liegen.
Multi-Level-Tauchgänge
Im Gegensatz zu den klassischen Berufstauchern führen Sporttaucher (aber auch Forschungstaucher, Rettungstaucher etc.) in den seltensten Fällen reine Rechtecktauchgänge durch, üblich ist vielmehr ein mehrfacher Wechsel der Tauchtiefe.
Führt ein Sporttaucher nach einem solchen Tauchgang die Dekompressionsberechnung mit Hilfe einer Tabelle durch, so ist er gezwungen, die gesamte Tauchzeit bis zum Beginn des Aufstiegs und die maximal erreichte Tauchtiefe zugrunde zu legen.
Die aus der Tabelle abgelesene erforderliche Dekompressionszeit ist hierbei länger, als es den tatsächlichen Erfordernissen dieses Tauchgangs entspricht, da während eines Großteils des Tauchgangs das N2 im Körper unter einem wesentlich geringerem als dem Maximaldruck in die Körpergewebe diffundiert ist und so die gesamte N2-Sättigung geringer ist als für die Tabellenberechnung angenommen
Versuche, mögliche Einsparungen der Dekompressionszeit mit Hilfe von Tabellen zu berechnen, sind aufwendig, relativ unübersichtlich, erfordern eine sehr genaue Planung des Tauchgangs und bergen ein hohes Risiko von Rechenfehlern.
Dekompressions-Computer
Die Lösung dieses Problems liegt in einer automatischen Erfassung von Tauch-Tiefe und -Zeit mit einer kontinuierlichen Berechnung der aktuellen N2-Sättigung und -Entsättigung.
Ein grob vereinfachtes Beispiel eines Tauchgangs in verschiedenen Tiefen mit kontinuierlicher Berechnung der N2-Sättigung zeigt Grafik 32 C. Hier ist auch der in Grafik 32 A und B erforderliche längere Deko-Stop nicht nötig.
Neben der möglichen Verkürzung von Dekompressionszeiten lassen sich mit Hilfe einer übersichtlichen Digitalanzeige eines Tauchcomputers die bei der Verwendung von Dekompressionstabellen in der Praxis häufig vorkommenden Rechnenfehler vermeiden.
Wie wird gerechnet?
Die in den Dekompressionstabellen angegebenen Deko-Stufen werden mit Hilfe von speziellen Verfahren (sog. "Algorithmen") berechnet, die die N2-Sättigung und -Entsättigung in den verschiedenen Geweben nachvollziehen.
Mit einem solchen, auch den Dekotabellen zugrunde liegenden Verfahren berechnet ein Tauchcomputer in sehr kurzen Zeitabständen immer wieder die aktuelle N2-Sättigung verschiedener "Modell"-Gewebe mit verschiedenen Sättigungshalbwertszeiten unter Berücksichtigung des aktuellen Drucks und der Zeit.
Neben diesen beiden Grundinformationen berücksichtigen einige Computer auch Wassertemperatur für die Abschätzung der N2-Sättigung und -Entsättigung im Unterhautfettgewebe. Manche Computer bieten die Möglichkeit, zur berechneten N2-Sättigungssituation pauschale Sicherheitszuschläge zu machen.
Nach Aufbereitung der verschiedenen Eingangssignale werden die Informationen der Recheneinheit zugeführt. Unter Berücksichtigung der gespeicherten aktuellen N2-Sättigung der verschiedenen Gewebe wird die N2-Sättigung mit Hilfe der aktuellen Werte korrigiert und wieder abgespeichert.
Aufgrund der momentanen Gewebesättigungen wird in der Regel ein Dekompressionsplan errechnet und angezeigt. Auf dem Display erscheint dann die verbleibende Null-Zeit, die insgesamt erforderliche Dekompressionszeit sowie Tiefe und Dauer des ersten erforderlichen Deko-Stops.
Viele Computer verfügen über akustische und/oder optische Anzeigen der Aufstiegsgeschwindigkeit mit Alarmierung bei einer deutlichen Überschreitung des vom Computer maximal tolerierten Aufstiegstempos.
Nur wenige Computer verfügen bisher über die Möglichkeit, das Atemminutenvolumen zu berechnen, anhand dessen die Herzkreislaufbelastung zu schätzen und dies in die Berechnung der Stickstoffsättigung einfließen zu lassen.
Rahmenbedingungen
Prinzipiell gelten für die Verwendung von Tauchcomputern die gleichen Rahmengbedingungen, die oben bereits für die Verwendung von Dekompressionstabellen angesprochen wurden. Den Berechnungen der Tauchcomputer liegen nämlich die gleichen Algorithmen zugrunde, auf denen auch die Dekompressionstabellen beruhen.
Ein Teil dieser Rahmenbedingungen lassen sich durch den Computer kontrollieren, als da sind Umgebungstemperatur, maximale Tiefe, Tauchzeit, Profil des Tauchgangs (erst tief, dann flach), Arbeit unterwasser (indirekt über den Luftverbrauch), Aufstiegsgeschwindigkeit und Oberflächenpause.
Ein Großteil der Rahmenbedingungen sind jedoch auch weiterhin vom Taucher selbst zu beachten, da sie bisher vom Computer nicht erfassbar und berechenbar sind (Körperliche Fitness, Verhalten vor dem Tauchgang, Verhalten nach dem Tauchgang etc.).
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